Die Stille

 

Hörst du die Stille, wie sie ohrenbetäubend
durch dein Gehirn saust
bis in die hintersten Winkel
und versucht, in dir das Licht zu vertreiben,
diese Stille, diese bebende Ruhe,
die dich in die Verzweiflung treibt?

Spürst du die Lava, die in dir kocht,
riechst du den Schwefel, der dir entströmt,
schmeckst du deine Tränen, die aus deinen Augen kullern
und brennend wie Feuer ihren Weg über Backen und Kinn finden?

Ist es die Stille der ungesagten Worte,
oder die Stille der Beleidigungen, der Kränkungen,
die du hören musstest, die dein eigenes Ohr dir nicht versagen konnte?

Nicht die Stille ist es, die dich stört, die dich krank macht.
In der Stille schöpfst du die Kraft, die dir in Zeiten
der Unruhe genommen wurde.
Nur in der Stille spürst du es,
denn sie dringt dann in dich ein, in alle Fasern deines Leibes,
wenn der Lärm und die Stürme vergangen sind.

Wenn das vergangen ist, was dich aus der Fassung brachte,
dann schmerzt dich die Stille umso mehr.
Wenn du zur Ruhe gekommen bist, innerlich noch bebst
wegen Worten und Taten, die dich wirklich kränkten.

In der Stille findest du zu dir, triffst wieder deine Mitte.
Und deine Kraft wird von neuem erwachsen
aus deinem Körper und aus deiner Seele.

In der Stille kannst du die Gedanken prüfen,
die dir in der Unruhe kamen und die du wütend
auf die Seite gedrängt hast.

In der Stille explodiert in dir dieser Vulkan
und die Gedanken strömen aus dir wie Lava.
Lass ihnen ihren Weg, du kannst es eh nicht aufhalten.
Aber beobachten.

Und in der Stille findest du Worte, die gut für dich sind,
die dich beruhigen, die dir wieder die Kraft geben.
Verurteile nicht Worte an sich, sie können
eigentlich nichts dafür. Sie sind nur Mittel,
vielleicht auch Weg, um von denen, die dir nicht guttun,
wie Pfeile auf dich geschossen zu werden.

Nimm Worte an, die dir Heilung verschaffen,
die die Schmerzen dir lindern.
Und das sind eben nicht bloß Worte.

Text: Alexander Courz
Bild: Pixabay